Gema ihr neuster Scherz

wow, selten eine derart komplette koolaid-sammlung gesehen wie diese hier. bei allem respekt, aber…wow. aber der reihe nach:

ja, das macht die dehoga auch gerne, dass sie die themenkomplexe vermischen. das eine hat aber erstmal nix mit dem anderen zu tun. man könnte von vornerein argumentieren, dass es die dehoga als kunde der gema (schliesslich brauchen sie das produkt “musik”) einen sch…dreck angeht, was die gema mit ihren einnahmen macht, so wie es mich als kunden eines clubs im prinzip nichts angeht, wieviel weniger der türsteher als die bardame verdient und was ich persönlich davon halte. insofern fällt dieses argument eigentlich hier schon flach, aber unabhängig davon: das sind alles punkte, die man der reihe nach klären kann und muss. die dehoga versucht hier einen auf “über punkt A müssen wir gar nicht reden, weil, guck ma, punkt B!” zu machen. das tun sie nicht weil sie so nette menschen sind, sondern weils bei punkt A um ihre brieftasche geht, machen wir uns nichts vor. aber darauf fallen die leute langsam (ganz langsam) nicht mehr rein, weils eben doch ziemlich durchschaubar ist. also, erstmal für sich isoliert:

findest du 1,7% anteil am gesamtumsatz für die musik zuviel? paar zusatzinfos zur erinnerung:

  • gedeckelt bei maximal 10% der eintrittseinnahmen
  • sonderregelungen für härtefälle bei denen selbst das nicht praktikabel ist
  • diese forderung ist keine weltfremde spinnerei der gema sondern eine anpassung an das niveau im rest europas, nachdem sich die musiker hierzulande jahrzehntelang verarschen haben lassen
  • selbst wenn die forderungen eins zu eins so durchgehen, verdienen am schluss ALLE urheber von SÄMTLICHER musik die an dem abend läuft ZUSAMMEN immer noch nur einen bruchteil dessen, was der DJ verdient der auflegt. nicht mehr einen mikrokopischen, lächerlichen bruchteil, immerhin! sondern nur noch ein normalsterblicher bruchteil :slight_smile:

also, 1,7% für die musik, die die existenzgrundlage in diesem business ist. ohne die ein club eine stille, leere trinkhalle wäre. zuviel verlangt? einfach mal mit ja oder nein antworten. und DANACH wird dann drüber geredet, wie dieses geld dann zu verteilen ist. logisch, oder?

dass es ungerechtigkeiten im bisherigen verteilungsschlüssel gab ist absolut korrekt, sehe ich ganz genauso - deswegen wurde er gerade auch ausgetauscht durch einen neuen, an dem viele leute jahrelang gefeilt haben. was dehoga, piratenpartei und konsorten nach kräften verschweigen und nach wie vor so tun als gäbe es nur den vorigen. auch der neue wird sicherlich wieder fehler enthalten, einen perfekten wirds nie geben. quatsch ist aber natürlich, dass “von der kohle kein cent an die künstler geht”. das gilt für den neuen genausowenig wie den alten.

nein, die verarsche ist, dass dehoga, piratenpartei & co aus absolut durchschaubaren eigenen interessen so einen unsinn verbreiten. dir ist vielleicht der rechtliche status der gema nicht ganz klar, so gründlich wie man dich desinformiert hat. die gema darf als verwertungsgesellschaft mit staatlich verordnetem quasimonopol nicht einfach machen was sie will. die gema darf per gesetz keinen gewinn machen - nicht einen cent. die gema hat einen overhead für verwaltungskosten von ca. 15% - der rest wird KOMPLETT ausgeschüttet, und muss es auch per gesetz werden.

die frage ist also grundlegend schonmal in keinem falle, ob die gema genügend ausschüttet - mit 15% verwaltungskosten gehört die gema im kreise der musikVGs auf der welt eher zu den effizienteren. die diskussion ist also nur eine, wie das, was ausgeschüttet wird, aufgeschlüsselt wird - dass es ausgeschüttet wird, steht ausser frage. schaun wir mal, wie der neue verteilungsschlüssel so performt. viele leute sind da eigentlich gar nicht mal so unoptimistisch im moment.

ja, das alte promo-argument…klar, der DJ macht promo für den musiker. was aber gerne vergessen wird bei dieser einseitigen darstellung: dafür liefert auch der musiker dem DJ die existenzgrundlage und die inhalte, ohne die er nix wert wäre. man nennt das eine SYMBIOSE. es ist also mitnichten so, dass hier der musiker ach so doll vom DJ profitiert und deswegen ach so doll dankbar sein müsste - beide seiten haben ihren nutzen. und der DJ will abends dann auch ein gehalt mit nachhause nehmen und sich nicht mit dem glorreichen symbiose-effekt zufrieden geben, von dem kann man nämlich egal ob man DJ oder musiker ist die miete nicht bezahlen. also muss der musiker sich damit auch nicht zufrieden geben, so wie er auch bei radio, TV & co sich nicht mit dem promoeffekt zufrieden geben muss. auch da gilt: die machen promo. toll. aber: ohne die musik hätten sie keine inhalte. das heisst, beide seiten haben interessen und nutzen, und am schluss wird schön gemeinsam geld verdient, und deswegen wird in radio und TV (die mit verlaub ein vielfaches mehr an promo machen) gema gezahlt. hier ein schöner artikel, der dasselbe argument in bezug auf youtube sehr detailliert zerlegt, die haben sich nämlich auch schonmal an dieser einseitigen darstellung versucht weil sie nix abgeben wollen:

http://wiki.contentmafiawiki.net/index.php/Youtube_ist_auch_Werbung

zuguterletzt: promo macht so ein einsatz für den interpreten. davon hat aber der komponist nix, und interpret und komponist sind oft nicht dieselbe person. bei der gema gehts um komponisten. damit - und im prinzip NUR damit - verdient der sein geld.

in der fantasiewelt eines selbstgerechten clubbesitzers vielleicht, in der es kein TV, kein radio, keine promo und keine konzerte gibt. lass dir versichert sein: der musiker braucht den club nicht so dringend, wie der club die musik. der musiker hat noch viele andere wege promo zu bekommen (radio und TV ganz klar der löwenanteil hier) - der club ohne musik hingegen, der macht nach ner woche zu. nur dass hier mal die abhängigkeiten klar sind, die musiker müssen sich hier beileibe nicht verstecken oder dankbares mäuschen spielen.

und übrigens: ein club ohne gemamusik ist schon heute absolut möglich. gemavermutung widersprechen und belegen, fertig, dann musst du keine gema mehr zahlen. aber dann läuft in deinem laden halt auch nur noch gemafreie musik. dies ist ein freies land und das kann jeder clubbesitzer gerne tun. aber natürlich läuft ein laden in dem die weltweite musiker-creme quer durch alle stilistiken auf der blacklist steht und statt dessen unbekanntes cc-gedaddel läuft wohl statistisch gesehen ein BISSCHEN schlechter. heisst: der durchschnittliche clubbesitzer möchte gerne das produkt “erfolgreiche musik”. tja, dann muss er sich eben mit dem hersteller dieses produkts einigen.

ich stell mich doch auch nicht vor die tür eines clubs und meckere monatelang “bäh, eure eintritts- und getränkpreise sind so scheiss hoch, ich will hier umsonst rein und zahl für das bier dann 40 cent!”. das ist echt sowas von albern. niemand wird gezwungen. like it or leave it. wenn mir die forderungen, die der club stellt nicht passen, dann GEH ICH HALT NICHT REIN. und genauso siehts andersrum aus.

daumen hoch dass du platten kaufst. ganz ohne ironie: finde ich super. gibts so selten heutzutage, wirklich aufrichtige musikliebhaber. umso mehr ärgerts mich halt, dass du dich da von der omnipräsenten propaganda von dehoga, google & co so gegen seine eigene zunft hast aufbringen lassen. its a conspiracy, yes, but not the one you think…

das was die gema da an kohle “verballern” kann ist marktwirtschaftlich gesehen ein absoluter witz. erst recht im vergleich zu den gegnern wie google (die gerne die werbeeinnahmen von youtube für sich behalten wollen und nicht den doofen musikern mit deren clips sie werbeeinnahmen generieren was abgeben wollen) oder dehoga (die gerne weiterhin lieber den gegenwert eines kasten biers pro abend für die musik zahlen wollen würden) ist die gema erst recht ein winzling. nur mal um die relationen zu veranschaulichen:

GEMA 0,8 Mrd
DeHoGa 65 Mrd
YouTube/Google 300 Mrd pro Jahr.

entscheide selbst, wer hier das grosskapital mit lobby und macht ist - und wer nicht…

das sympathie-spiel wurde jahrelang versucht. wie sven regener es so hübsch auf den punkt brachte: alle haben die fresse gehalten, weil, ey, für urheberrecht sein, für seine kunst was haben zu wollen, boah is ja soooo uncool nichwahr?

was hats gebracht? eine welt, in der musik konsumiert wird als je zuvor - das produkt ist also offensichtlich sehr beliebt und im falle der meisten clubs offenbar auch unverzichtbar - aber dafür was zahlen? hahaha lustig!

man kann also getrost sagen, der nettigkeits-ansatz hats nicht gebracht. also besteht man jetzt halt mal auf seinem recht, dass man für das ding, dass man herstellt, einen preis aufrufen darf. eines der absoluten grundrechte in unserer gesellschaft - schliesslich wird niemand gezwungen, es dann zu kaufen. aber diese einschüchterungstaktik wie aufm schulhof, marke “halt bloss die fresse, sonst zeigen wir mit dem finger auf dich und stellen dich als gierig dar” (man beachte, dass diese aussage von denjenigen kommt, die gerade auf den einnahmen sitzen und einfach nix abgeben wollen), mit der ist jetzt schluss. es liegt in der natur einer verwertungsgesellschaft, dass sie nicht populär sein KANN. die will nämlich was. die will geld. dafür ist sie da. insofern sind popularitätsüberlegungen sowieso fürn a…

weisst du, ab wieviel einnahmen du stimmrecht hast? lässt sich leicht googeln (tip: google, piraten oder dehoga nahestehende quellen vermeiden - vielleicht einfach mal ein paar MUSIKER fragen, um die gehts ja schliesslich).
und dass man erst ab einem gewissen einkommen stimmrecht hat ist nur logisch: sonst könnte nämlich jeder hansel die gema unterwandern und die regeln komplett auf den kopf stellen. du musst eine gewisse menge an geld mit komponieren verdienen, um die spielregeln in der komponistengewerkschaft mitbestimmen zu dürfen. so läuft das überall. ich kann auch nicht einfach mit 500 mann auf eine versammlung der IG metall gehen und dann per mehrheitsentscheid bestimmen, dass ab jetzt 50% aller gehälter auf mein konto überwiesen werden müssen - verstehst du die logik? :slight_smile:

merkst du gar nicht, wie du selber diese verlogene argumentation mit den prozenten einfach übernimmst? wie es zu den hohen prozenten kommt, habe ich in der vorigen post schon geschrieben: weil die beteiligungen davor ein witz waren. weil die musiker jahrzehntelang verarscht wurden. weil eine grossraumdisco mit drölftausend tanzflächen, 2000 besuchern und fetten einnahmen bisher die musiker, ohne die ihr laden NICHTS wäre, mit gefühlten 2 kästen bier entlohnt hat.

bleiben wir also bitte bei den absoluten zahlen. habs oben schon gefragt - 1,7% des gesamtumsatzes für die existenzgrundlage eines clubs, nämlich die musik. aus deiner sicht eine übertriebene forderung?

noch mehr desinformation. wenns dich wirklich interessiert:

http://wiki.contentmafiawiki.net/index.php/Die_Gema_verlangt_Abgaben_auf_USB-Sticks

nee muss nich, weil, die abgabe wurde ja beim firsthand kauf gezahlt. wir sind uns aber schon einig, dass es ok ist, dass ein komponist geld bekommt, wenn eine platte mit seiner komposition drauf verkauft wird. …oder? denn DAS ist die gemaabgabe, wenn eine platte verkauft wird.