Gema ihr neuster Scherz

@bassbase:

wg. USB: respekt! die übliche reaktion ist in genau so einem fall mehr so “ja aberaberaber!” - zeugt von feiner diskussionskultur, wenn man sowas auch mal einfach fallen lassen kann (verdammt jetzt muss ich dem standard auch gerecht werden, wie anstrengend ;-))

bez. “automatisch bei der gema” - das ist natürlich schwer verallgemeinerbar weils soviele verschiedene szenarien gibt. bei liveevents in club oder auf nem gig, muss natürlich eine liste ausgefüllt werden (die gema kann ja nicht hellsehen). “belegen” muss man aber nicht, eben nur informieren, dass gespielt wurde. beim deutlich wichtigeren faktor radio hingegen erledigt sich das aus künstlersicht von selbst - die radios müssen ihre playlists dokumentieren, und das geht inzwischen auch computerisiert, da hat sich einiges getan, hier in meiner gegend beim SWR z.b. läuft das komplett automatisch. das ist natürlich auch langfristig der beste weg, weil deutlich weniger aufwand für die abspielenden, und technisch ja auch kein hexenwerk. aber das ist alles auch schonmal deutlich schwerfälliger und verstaubter gelaufen in der vergangenheit. analog dazu wird m.w. im livebereich im moment hier und da mit erkennungssoftwares a la shazam & co experimentiert - steckt definitiv noch total in den kinderschuhen, aber der richtige weg wird zumindest schonmal vorsichtig beschritten. wär ja schön, wenn irgendwann mal einfach automatisiert softwares die playlist vermelden und wirklich und flächendeckend titelgenau abgerechnet werden kann - je mehr das läuft, umso mehr reduziert sich die systemimmanente ungerechtigkeit, die immer dann zuschlägt wo im moment noch pauschal gerechnet werden muss (da bleibt eben nicht viel übrig als eine statistische durchschnittsmomentaufnahme der aktuellen musikszene anzunehmen, und da landet man dann eben letztlich doch bei charts von airplay bis media control, andere daten gibts dann halt einfach nicht). das ist letztlich der einzige weg zu mehr gerechtigkeit: mehr präzision in der abrechnung. aber das läuft zumindest alles in die richtige richtung.

“nachweisen” im dem sinne wie du das schreibst muss man hingegen bei der GVL - davon bin z.b. ich deutlich mehr betroffen. das ist also vergütung für musikertätigkeiten, wenn man ein instrument auf einer VÖ gespielt hat usw. bei denen ist der aufwand bedeutend höher und das nervt auch ziemlich. aber auch da kann ich nur sagen - so suboptimal wie es noch ist (DEUTLICH schlechter als die gema), ist es prinzipiell ne tolle sache dass es das überhaupt gibt und die tun auch ihr bestes und arbeiten auch einerseits an mehr präzision und andererseits weniger verwaltungsaufwand. ist halt n bisschen die quadratur des kreises :wink:

@maximilianm:

ralf hildenbeutel, ich weiss. ist aber natürlich für die gema nicht relevant, ich bekomme als produzent auch keine gema, nur als komponist. heisst: die gema ist ja gerade dazu da, dass auch das “ideengeben” vergütet wird, denn das ist ja letztlich eigentlich immer das wichtigste bei der musik. produzent und künstler können über plattenverkäufe, künstler noch über livegigs uvm. geld verdienen - der komponist hat halt nur die gema als einzige einnahmensquelle. sven väth ist natürlich oft beides, komponist und interpret, aber die mehrheit der komponisten sind eben selber nicht unbedingt immer auch interpreten.

was sven väths club angeht, da fallen mir paar punkte zu ein:

  1. sollte der wirklich sein gesamtes privatvermögen in einen einzigen club gesteckt haben, muss das aber echt ein teurer spass gewesen sein und auch ganz schön riskant
  2. nochmal: wir reden von einer umsatzbeteiligung von 1,7%, bzw gedeckelt maximal 10% des eintritts (und anders als sven väth behauptet selbstverständlich abhängig davon, wieviele leute kommen, das steckt ja in der formulierung maximal 10% der eintrittseinnahmen bereits mit drin). das heisst, selbst im schlimmsten fall in dem sven väth am abend kein einziges getränk in seinem club verkauft und “nur” die eintrittseinnahmen hat, mehr als 10% davon kann es nicht werden. und im echten leben ist das natürlich quatsch, der eintritt ist üblicherweise nur ein bruchteil der einnahmen eines clubs, getränke & co sind der viel grössere pott. wie gesagt, die statistik dass man mit gedeckelt 10% des eintritts bei durchschnittlich 1,7% des gesamtumsatzes landet, die stammt ja nicht von der gema sondern von der gegenseite (und was haben sie nicht versucht, die unter verschluss zu halten…) kurz gesagt, selbst in einem rein theoretischen unrealistischen schlimmsfall bei der den ganzen abend niemand was zu trinken kauft, wäre das ganze abgegolten indem du den eintritt z.b. von 5 euro auf 5,50 erhöhst. end of story :slight_smile:
  3. und da muss man schonmal sagen: wenn sven väths geschäftsmodell nicht vorsieht, dass er für die schlüsselware seines geschäfts (die musik nämlich) was investieren muss (1,7% seiner einnahmen nämlich), dann ist das halt einfach ein bemerkenswert schlechtes geschäftsmodell. es ist nicht aufgabe der komponisten dieser welt, für schlechte geschäftsmodelle von anderen leuten geradezustehen, und mein mitleid mit einem topverdiener wie sven väth hält sich da gelinde gesagt auch sehr in grenzen. wie gesagt: diese neuen tarife sind nichts weiter als eine angleichung an das niveau im rest europas - nachdem komponisten da jahrzehntelang regelrecht betrogen wurden und deutschland in dieser hinsicht die rote laterne europas war.

wenn das alles im rest europas funktioniert, warum sollte das hier zu einem “clubsterben” führen? was ist bei uns anders? ich führe diese diskussion jetzt schon ne ganze weile an unterschiedlichen orten, und die frage hat mir noch niemand beantworten können.

meine meinung dazu ist eine ganz simple: die wollen natürlich sowenig geld abgeben wie möglich. ist ja klar. also schreien sie zeter und mordio und diese ganzen dinge die nicht in ihre aussendarstellung passen, nämlich um wie “viel” er überhaupt geht und dass es nichts weiter ist als die beendigung einer ausbeuterischen regelung und eine angleichung an das niveau im rest europas ist, das erwähnt man dann natürlich öffentlich nicht. ganz normales kapitalistisches gehacke um die verteilung des lieben geldes eben.

man kanns nicht oft genug wiederholen: es wird niemand gezwungen, das produkt zu kaufen. aber dass dem komponisten als hersteller des produkts das recht aberkannt werden soll, für sein produkt den preis zu nennen und dann den markt über erfolg oder misserfolg entscheiden zu lassen, das ist einfach nicht ok. das wäre ne echt krasse aberkennung von grundrechten, die es nirgendwo sonst in unserer gesellschaft gibt.