Hallo Zusammen !
Da viele von Euch immer auf der Suche nach geeigneter Computerhardware und Aufnahmesystemen mit möglichst geringer Latenz sind, möchte ich heute einmal meine Computerkonfiguration kurz auflisten und über meine Erfahrungen mit dem Focusrite RedNet System, das auf Audinates Dante basiert, berichten. Direkt vorne weg: Ich werde von keinem der erwähnten Hersteller bezahlt, sondern bin ausschließlich begeisterter Anwender !
In der momentanen Zusammensetzung meines Equipments ist es mit nur halber Systemauslastung ohne Probleme möglich, ein 70-Spuren-Projekt - vollgestopft mit Plugins – bei unter 2,7 ms Latenz zu fahren, ohne dabei auch nur die geringsten Aussetzer oder andere Störungen zu haben. Möglich macht das ein leistungsstarker Computer und RedNet-Hardware von Focusrite.
Zugegeben, ganz billig ist das alles nicht und wer nur ein sehr kleines Budget zur Verfügung hat, der könnte nun eigentlich mit dem Lesen aufhören, aber vielleicht braucht der Mensch auch noch Ziele im Leben zum Glücklich sein.
Gut, kommen wir zunächst zur Computerhardware. Hier hab ich in meiner Haupt-DAW folgende Komponenten verbaut, die nach langem Testen einwandfrei miteinander spielen:
Mainboard:
Asus P8Z77-V LX2
Prozessor:
Intel Core i7 2600k
Arbeitsspeicher:
16 GB (4x4GB) Ram von Geil
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Grafikkarte:
ATI FirePro V2460 (mit 4 Ausgängen)
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Primäre Festplatte (Betriebssystem, Programme):
ADATA SP 900 SSD mit 128 GB
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Sekundäre Festplatte (Aufnahmeplatte):
Western Digital Caviar Black 2 TB mit 7200 U/min
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Tertiäre Festplatte (Samples):
Western Digital Caviar Black 2 TB mit 7200 U/min
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Betriebssystem:
Microsoft Windows 8.1 (erst ab 17.10.2013 auf dem Markt erhältlich, ich arbeite mit RTM Version, daher der Link noch zu Windows 8)
Soweit zur Computerhard- und software. Kommen wir nun zu dem, was aus einem leistungsstarken Computer eine digitale Audioworkstation macht:
Sequenzer:
Steinberg Cubase 7.0.6
Interne „Sound“-karte:
Focusrite RedNet PCIe
http://www.thomann.de/de/focusrite_rednet_pcie_card.htm
Externes Interface:
Focusrite RedNet 3 mit 32 Ein- und 32 Ausgängen über ADAT optical
http://www.thomann.de/de/focusrite_rednet_3.htm
An das externe Interface sind per ADAT angeschlossen:
4x Steinberg MR 816 X
http://www.thomann.de/de/steinberg_mr816_x.htm
Weiterer Teilnehmer im Dante-Audionetzwerk:
Yamaha LS9-32 Digitalpult mit 2x Yamaha MY16-AUD Erweiterungskarten
http://www.thomann.de/de/yamaha_ls_932.htm
http://www.thomann.de/de/yamaha_my16aud_dante.htm
Mit dieser Konfiguration kommt mein System physisch auf 64 Eingänge (32 über das RedNet 3 mit den 4 Steinberg Interfaces daran und weitere 32 über das Digitalpult) und 48 Ausgänge (32 über RedNet 3 und 16 über Digitalpult), während die im Computer befindliche RedNet PCIe Karte insgesamt über 128 Ein- und 128 Ausgänge verfügt. Es wäre hier also noch Luft nach oben, das System entsprechend mit weiteren RedNet-Einheiten zu erweitern, die es in allen möglichen Variationen von Analog, über ADAT und Madi bis hin zum ProTools Interface gibt, aber wir wollen die Kirche ja im Dorf lassen und die 64 physischen Eingänge, die ich bereits habe, sollten für 90 % der alltäglichen Anwendungen mehr als ausreichend sein.
Das System mit einer Buffersize von 32 zu betreiben, funktioniert in dieser Zusammenstellung ohne Probleme und liefert bei mir eine Gesamtlatenz von 2,666 ms (von analogem Eingang zu analogem Ausgang über die Sequenzer Software!) – noch kleinere Werte sind in einem leeren Projekt möglich, in dem nicht gerade schon 70 Spuren und unzählige Plugins ihren Dienst verrichten. Dies sind Latenzwerte, die per Firewire oder USB schlicht nicht machbar sind.
Wer auch schon einmal mit mehreren Steinberg MR816 (oder ähnlichen) Interfaces via Firewire gearbeitet und mehr als 8 Spuren gleichzeitig aufgenommen hat, der wird neben den unverschämt guten Eingangswandlern auch zu schätzen wissen was es heißt, nahezu latenzfreies (auf jeden Fall ohne hörbare Latenzen!) Monitoring über den Cubase Control Room zu realisieren. Mit allen Interfaces, seien es USB oder Firewirelösungen, die ich in der Vergangenheit hatte, ist es mir allenfalls nur annähernd gelungen ohne weitere Hardware-Monitoring-Lösung – sei es zum Beispiel über das Mischpult oder anders wie – alles an Aufnahmen zu realisieren, was über 8 Kanäle gleichzeitige Aufnahme hinaus ging. Doch immer war die Latenz deutlich zu hören. Heute gehört dies, Dante sei Dank, der Vergangenheit an und ich kann die Möglichkeiten, die der Control Room in Cubase bietet, voll ausnutzen.
Interessant ist auch die Möglichkeit, weitere Computer einfach in das bestehende Audionetzwerk einzufügen. Dabei bedarf es noch nicht einmal der RedNet PCIe Karte, sondern es gibt auch eine Software namens „Dante Virtual Soundcard (DVS)“, die die physische Karte emuliert und auf den Standard-Ethernet-Port des Computers aufsetzt.
Der eine oder andere, der sich ins Thema Dante schon ein bisschen eingelesen hat, oder es gar schon selbst nutzt, wird sich ohnehin schon fragen „Mensch ist der bescheuert ? – Warum investiert der rund 1000 Euro in die PCIe Karte, wo es doch genauso mit der Dante Virtual Soundcard geht ?“, aber weit gefehlt – die PCIe Karte war gut angelegtes Geld. Zum einen weil sich damit DEUTLICH geringere Latenzen von unter 3 ms ergeben (während die Softwarelösung bei schnellster Einstellung immer noch rund 12-20 ms hat) und weil sich die Anzahl der möglichen Ein- und Ausgänge von 64x64 auf 128x128 verdoppelt.
Es sei gesagt: Dante kann auch VST-System-Link UND Midi übertragen. Beides funktioniert wunderbar, und so werden aus alten Computern wunderbare Zuspieler, Midisteuerungen oder zusätzliche Effekteinheiten oder einfach weitere Aufnahmegeräte (die Möglichkeiten sind sehr vielseitig!) – Die DVS Software stellt keine hohen Anforderungen an den Computer und bindet jede Maschine zuverlässig ins AV-Netzwerk ein.
Bei so vielen miteinander verbundenen Geräten ist auch das Thema Clock/Sync nicht zu vernachlässigen und in die proprietären Lösungen damit verbundenen Probleme… Hat man früher noch mit extra BNC Kabeln und einer extra Studio-Masterclock-Einheit das Clocksignal verteilt und immer mal wieder Huddel damit gehabt, gehört im Dante Audionetzwerk auch das der Vergangenheit an. Alles läuft mit über das bestehende Gigabit Computernetzwerk. Es werden keine Extraverkabelungen mehr benötigt, einzig ein Cat 6 Patchkabel mit RJ45 Steckern, das als Massenware bereits für unter 2 Euro das Stück zu haben sind, dient als Verbindung zwischen RedNet/Dante Geräten. Hat man ohnehin im Haus schon ein verkabeltes Gigabit-Netzwerk, so gehen die Möglichkeiten noch weiter… Es kann beispielsweise aus jedem Raum mit Netzwerkanschluss ein Aufnahmeraum werden…
Um das zu realisieren, hab ich mein RedNet 3, zusammen mit den 4 Steinberg MR816X Interfaces in ein fahrbares Rack gebaut. So muss ich keine Kabel mehr in den Aufnahmeraum ziehen, sondern stelle einfach dieses Rack dort hinein, verbinde es mit dem Computernetzwerk und schon kann ich es aus meiner Regie heraus ansprechen und steuern. Damit werden auch die analogen Kabelverbindungen sehr kurz, da man dieses Rack direkt vor die aufzunehmende Quelle (z. B. ein Schlagzeug) stellen kann. Die Signale werden also quasi direkt am Aufnahmepunkt nach digital gewandelt und über das Computernetzwerk an den Aufnahmecomputer gesendet. So entfallen auch lästige Störgeräusche wie Brummen oder gar Radioempfang…
Über gewöhnliche Cat 6 Kabel lassen sich Kabellängen von 100 m realisieren. Mit optischen Glasfaserverbindungen sogar 70 km (!).
Die Einrichtung der RedNet/Dante Geräte im Netzwerk gestaltet sich ebenfalls furchtbar einfach: Anstecken und warten. Die Geräte finden sich schon nach kurzer Zeit von selbst und – fantastisch – sie synchronisieren sich auch eigenständig. Kein Gefummels mehr !
Kommen wir als letztes auch noch auf das Thema „Liveeinsatz“ zu sprechen… Nun stellt Euch mal vor, man fragt Euch, einen Konzertmitschnitt zu machen, bei dem sagen wir 40 Track gleichzeitige Aufnahme benötigt werden. Es stelle sich ein jeder die Frage: „Wie weit komme ich da mit einer Firewire oder USB-Lösung ?“ – alles kein Problem mit Dante: Selbst mit einem leistungsseitig mittelmäßig ausgestattetem Laptop in Verbindung mit Dante Virtual Sound Card können schon bis zu 64 Spuren ohne extra Hardware mitgeschnitten werden. Moderne digitale Mischpulte (zumindest jene ernst zu nehmender Hersteller wie z. B. Yamaha mit seiner CL Serie) verfügen heute schon serienmäßig über eine Dante-Schnittstelle… So kann man sich und sein Aufnahmeequipment direkt in das FOH Audionetzwerk mit einklinken und zieht sich Aufnahmen in perfekter Qualität mit nur einem Laptop und einem CAT 6 Kabel.
Auch bei mir findet RedNet im Live-Betrieb seinen Einsatz, nämlich zum einen nutze ich das fahrbare Rack auch als digitales Multicore zur Verbindung von FOH Mischpult und Bühne und kann so bis zu 32 Kanäle über ein CAT 6 Kabel fahren, zum anderen schneide ich auch über Laptop wie zuvor beschrieben sämtliche Konzerte mit. Alles in Allem wird RedNet/Dante so zur eierlegenden Wollmilchsau für mich, da es viele Einsatzmöglichkeiten und beste Qualität zu einem noch erschwinglichen Preis liefert. Ich bin mir sicher, das in Zukunft noch viele Studios auf diesen Zug mit aufspringen werden und das Dante, ähnlich wie früher ADAT, schon in naher Zukunft zu einem Studiostandard wird, der nicht mehr weg zu denken ist. Für mich ist es schon heute unverzichtbar, ich kann es jedem, der für die obige Konfiguration rund 16.000 Euro übrig hat, nur bestens empfehlen.
Cheers
Garfield