Plugins für Bearbeitung von Gesangsaufnahmen!

Hallo zusammen!

Ich benötige mal wieder die Hilfe bzw. den Rat der Forummitglieder!

Nachdem ich mittlerweile 2 Instrumental-Songs fertig und auf Soundcloud veröffentlicht habe, würde ich gerne mal ein Gesangsprojekts versuchen zu erstellen. Es handelt sich dabei um einen Song in deutscher Sprache, den ich selber geschrieben habe!

Den Gesang habe ich Testhalber schon mal aufgenommen und wollte ihn auch in Cubase 7 versuchen zu bearbeiten, indem ich ihm etwas Hall zuweise - was auch funktionierte - wenn auch nicht zur vollsten Zufriedenheit - da muss ich wohl noch an ein paar Rädchen drehen.

Ich habe aber auch gehört, dass es da wohl diverse plugins gibt, wo man der Stimme noch etwas Volumen etc. hinzufügen kann. Deswegen wollte ich einfach mal hier in die Runde fragen, welche plugins ihr für sowas verwendet? Vielleicht kann mir hier der eine oder andere auch ein paar Tipps dies bezüglich geben?

Ich bin dabei für wirklich jedes Feedback unendlich dankbar!
Herzlichen dank schon mal für jede Antwort im voraus!

Viele Grüße
Ralf

Schau Dir mal die Mix-Videos von FMN-Music auf YT an. Da kann man viel lernen…

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Im Grunde ist die reine Bearbeitung der Gesangsstimme nicht schwer.

Startpunkt der Bearbeitung ist der Gesang an sich.
Ist der Gesang wirklich gut? Stimmt Intonation, Gefühl und Ausdruck?
Egal welche Musikrichtung, denke dabei an Sänger wie Sinatra, Adele, Gabriel, Lennon uvm.
Das Entscheidende passiert schon vor dem Mikro!!!

Wenn ja, weiter gehts.
Ist der Umgang mit dem Mikrofon richtig?
Wer mit einem Kondensatormikrofon arbeitet, stellt schnell fest, das bei P- B-T-Lauten Ploppeffekte auftreten.
Hier schafft ein Ploppschutz wie das leichte Vorbeisingen an der Membran Abhilfe.
Der Umgang mit dem Mikro muss auch gelernt sein, leise Stellen etwas näher ans Mikro, bei lauten etwas weiter weg, schaut Euch auch hier die Profis an.
Passt die technische Kette, sprich passt das Mikrofon zum Sänger?
Achten kann man hierbei darauf, sind die S-Laute Sch-Laute etc. sauber.
Und vor allem ist das wichtige Mittenspektrum gut abgebildet, sprich fühlt man sich mit der Aufnahme wohl.

Wenn bisher alles mit “Ja” beantwortet wurde, dann ist die Bearbeitung, wenn die Betonung auf Natürlichkeit liegt, simpel.
Zuerst mittels Volumen-Automation die Unterschiede zwschen laut und leise minimieren, da muss dann der Kompressor später weniger arbeiten und es klingt dann auch besser.
EQ:
Meist sorgt ein Low Shelf Filter ab 150hz für Entschlackung der oberen Bässe.
Das wars, zumindestens bei mir, wenn Mikro und Preamp passen.

Nur bei Bedarf eine breite leichte (2db) Anhebung (paramettrischer Filter) in den Präsenzen 3-6khz, und dann im Airband bei über 18khz (3-4db). Beide Anhebungen aber nur dann wenn sie notwendig sind.
Vorsicht bei Anhebungen um 7khz bis 10khz, da sind die berüchtigten s-laute, meistens verschlimmert sich das.
Wenn s-Laute zu laut, manche Mikros auch HiEnd Mikros betonen hier.
Diese S-Laute würde ich IMMER manuell leiser in der DAW machen, kein Deesser hat mich bisher richtig überzeugt.

Kompression:
Hier ist je nach Kompressor, hier gibt es deutliche Unterschiede, vieles erlaubt, wenn es gefällt.
Kompression kann von 3db Gain Reduction bis 10db oder mehr Gain Reduction gehen.
Für Lead Vocals eignen sich mM. nach folgende Kompressoren besonders.

Fairchild 660/670 Emulationen bspw. von Waves oder IKM (Vintage Compressor)
→ sehr natürlich, “glued” also verbindet, verschmelzt das Signal zu einer kompakten Einheit

Waves API2500
→ Ein Hammerkompressor, stellt die Mitten schön dar, und komprimiert sehr organisch, und lässt die Höhen weitgehend unangetastet.

Abbey Roads TGLimiter
→ wenn es mehr Air und Glanz haben soll, auch ein toller Kompressor.

1176 Emulation (Waves, IKM TRacks Black 76, Softtube FET Compressor)
→ eigentlich DER Kompressor für Lead Vocals, mir mittlerweile zu aggressiv.

Natürlich kann man noch Parallelkompression betreiben, aber wenn Du bisher alles verstanden hast und gelernt hast es einzusetzen, dann hast Du schon viel erreicht!

Hallo whitealbum!

HERZLICHEN DANK für die wirklich ausfürliche Info zum Thema!
Das werde ich mir mal in Ruhe alles anschauen und durcharbeiten.

Ich habe das Mikrofon …

Rode NT-1A Großmembran-Kondensatormikrofon mit goldbedampfter
und elastisch gelagerter 2,5 cm (1 Zoll) Nierenkapsel

… weil es mir damals nach ausführlicher Suche empfohlen wurde!

Was mir halt aufgefallen ist, dass bei gesungenen Wörtern wie bei “… doch …” sich das “ch” sehr hart anhört, was mir nicht so gut gefallen hat. Hier werde ich wohl versuchen die Betonung dort etwas abzusetzen, oder evtl. ein anderes Wort dafür einzusetzen! Im Großen und Ganzen bin ich jedoch mit dem Mikro zufrieden!

Ich habe halt leider fürs Mikrofon noch keinen geeigneten Ständer gefunden, den ich am liebesten an meinen Schreibtisch befestigen kann. Ich hatte mal das “Røde PSA1 Gelenkarmstativ” kurz zu Hause, wobei der Arm aber nicht gehalten hatte und sich immer automatisch abneigte - schade! Ist aber wohl ein anderes Thema!

Nochmals Danke!
LG Ralf

Gerne geschehen :slight_smile:
Das Rode NT1-A wurde und wird immer als Einsteigermikro empfohlen.
Ich persönlich halte das AT2035 für mittlerweile besser, da es eben keine Höhenanhebung hat, und nicht hart klingt.
Zum Rode:
Da gibt es hinsichtlich Deiner Anmerkung harte Präsenzen bei S-T-,Ch-Lauten etc. aber genau das kleine Manko des Mikrofons. Es neigt je nach Stimme zu harten Präsenzen.
Was man machen kann, ist folgendes, stelle erstmal das Mikrofon so auf das die Membran direkt auf den Mund zeigt.

  1. Jetzt positioniere das Mikro etwas höher
    Wenn es nicht besser klingt, dann positioniere es etwas tiefer als Dein Mund, bei jedem Sänger kommen die S-Laute anders aus dem Mund.
  2. Wenn das auch nicht hilft, wieder zurück positionieren. Membran vorm Mund, und singe leicht an der Mebran vorbei.
  3. Wenn auch nicht, nun drehe das MIkro in der Horizontalen so, dass die Membran von Dir um bis zu 45 Grad wegzeigt.
    Der Rode-Chef Peter Freedman weiß um die Problematik des NT1A, und zeigt genau dies in einem seiner Videos.

Das sollte eigentlich erstmal funktioneren.

Wenn nicht, und es Dich zu arg stört, denke über ein anderes MIkro nach.
Aber nur dann.

Hallo whitealbum!

HERZLICHEN DANK auch für diese ausführliche Info!
Das wird mir sicher etwas weiter helfen.

Ich muss gestehen, da ich bis dato noch keinen geeigneten Ständer dafür zu Hause habe, konnte ich das Mikro beim Singen leider auch nicht so positionieren, wie es es eigentlich tun müsste. Denn die Info “leicht am Membran vorbei singen” kannte ich schon. Die zweite Aufnahme war ja auch schon, nachdem ich die erste Aufnahme ausführlich anasyliert hatte, um Längen besser als die erste Aufnahme. Nur das mit dem “ch” habe ich bis dato noch nicht so hinbekommen - da arbeite ich aber dran.

Fürs erste muss das Mikro ausreichen. Sollte das mit meinem ersten gesungenen Song zu meiner Zufriedenheit funktionieren, dann folgen ja auch noch weitere Songs, wobei ich dann aber schon über ein besseres Mikro nachdenken werde!

Viele Grüße
Ralf

@ Whitealbum:
schöne technische Erklärung, ich teile das von dir Geschriebene in allen Punkten. :slight_smile:
Wir machen neben Sprachrecordings auch Gesangsaufnahmen, und da kommt genau das hier zur Geltung:
Ein oftmals unter den Cubase-Usern leider eher unterschätztes oder unbekanntes Feature ist da die zusätzliche “Volume-Unter-Unter-Automation” innerhalb einer Region, welche man mit dem > Stift-Tool wunderbar und schnell einzeichnen kann - ein großer, nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man denn Cubase/Nuendo DAWs nutzt…
“Event Envelopes” nennen sich diese:




Alles richtig.
Eher dezente EQ-Herangehensweise (Anhebung/Absenkung) bei bereits schon gut aufgenommenem Audiosignal (!) ist stets bevorzugt, da man sich ansonsten auch sehr viel kaputt machen kann. Wenn man viel mit dem EQ hantieren muss, sollte man die verwendete Mikrophonie, PreAmps oder eingesetzte Mikros (den Aufnahmeraum/Kabine?) noch einmal überdenken. Oder den/die Sänger/in gleich mit austauschen… :mrgreen:

Seh ich auch so: und bevor ich den Kompressor arbeiten lasse, editiere ich die Stimmen vorab immer mit den o.g. “Event Envelopes”, somit erspart man sich sogar einen Deesser.

Gruss
Cent.

Hi Ralf, na klar reicht das! Auch mit weniger oder günstigem Equipment kann man heutzutage sehr gute Ergebnisse erzielen, gewußt wie. Nun, wir erinnern uns hierbei u.a. mal an Lenny Kravitz, der mit nur einem SM57 (!) ganze Studioalben sehr erfolgreich besungen hat… :sunglasses:

@cent:
Gut das Du die event-Envelopes anspricht, war glaube ich immer mal schon Thema hier.

Da erinnere ich mich an ein Mixer Seminar was kürzlich stattfand, ein Tontechniker hat dies vorgestellt.
Die haben eine amerikanische Prodduktion volumenmäßig fast komplett mit den Event Envelopes gemacht, ohne die Automation zu nutzen.
Interessant war auch, das er beim Beispielsong alle Fader auf Null hochgezogen hatte, und das klang schon einmalig.
Wie heißt es so schön, halt schon perfekt aufgenommen.
Allerdings auch in Räumen wovon ich nur träumen kann.

Hallo und vielen Dank euch allen für die bisherigen Antworten!
Herzliche Grüße Ralf

Oh mein Gott, es gibt EVENT-Envelopes und ich wusste nix davon…sch… :laughing: Warum ist das Handbuch auch so d.i.c.k. (hey Jungs von der Stasi: das hier ist ein deutsches Forum!) und meine Geduld so dünn…

Danke danke danke für den Hinweis.

Hallo Leute, also Gesang bearbeiten in Cubase 7, warum in die Ferne schweifen… es gibt tonnenweise Channel-Strips in C7, natürlich auch für Gesang. :mrgreen:

Absolut richtig!
Die internen Effekte und Plugins sind völlig ausreichend, um hochwertigste Mischungen abzuliefern!
Es ist alles da, was man braucht. :sunglasses:
Wenn man mit den mitgelieferten Cubase-Plugins nichts Anständiges hinbekommt, wird man es mit zugekauften Dritthersteller-Plugins auch nicht schaffen…
Natürlich spricht nichts dagegen, später mal Spezielleres hinzuzukaufen, keine Frage! Aber Anfänger sollten sich wirklich nicht davon beeinflussen lassen (nervige etablierte Sprüche wie: “Du musst unbedingt diesen oder jenen Kompressor haben” oder “nur mit diesem Hall wird´s etwas sonst kannst du es gleich vergessen” usw. usw.) :unamused:


Hier ein sehr interessantes Interview, in dem es um Cubase und um die Qualität der internen Effekte geht:

Der weltberühmte Produzent Mike Stavrou mixt z.B. nur mit den Cubase-Effekten (!)
Auszug seiner Credits…

Fazit:
@RedJohn: nimm das, was du hast!
Mic, Preamp, und dann mischt du mit Cubase´Kompressoren, EQs, Delays…

C.

In Anlehnung an Cents letzten Beitrag:
Ich hatte weiter oben ja schon erwähnt das es Kompressoren von Drittherstellern gibt, die sich sehr gut für Vocals, Drums usw. eignen. Die von mir genannten setze ich gerade bei Vocals sehr gerne an, weil sie eine stärkere und zum Teil musikalischere Färbung haben, als eher neutrale Kompressoren wie die Cubase Effekte, aber auch der von Fabfilter und andere.

Aber natürlich spricht absolut nix dagegen die internen Effekte von Cubase zu nutzen.

Ich habe gerade gestern ein älteres Projekt nochmal gemischt, und war über den Gesangsklang so erfreut.
Auf dem ersten Blick, da war inder Lead Vocal Spur nur der Studio EQ und der normale Studiocompressor drinne.
Auf den zweiten Blick:
Allerdings, und das ist eine weitere Empfehlung an RedJohn, habe ich die gleiche Aufnahme, in eine weitere Spur “Lead Vocal Comp” eingefügt (Parallelkompression). Auch hier Studio EQ und Studiocompressor drinne.
Während in der ersten Spur der Compressor nur schwach reduziert hat (Gain reduction um die -2db, also nur die Spitzen), wurde der identische zweite Track heftig komprimiert (bis -18db).
Der heftig komprimierte Track wurde nun so hinzugemischt, das die Transienten vom ersten Track noch voll da waren, aber dennoch durch den heftig komprimierten Track alles druckvoller Klang.

Wie gesagt alles mit internen Effekten, ach ja der Studio EQ hat nur Low Cut gemacht, sonst nix.

Interessant was man in alten Projekten so alles findet :slight_smile:

Alles bereits geschriebene ist sehr vernünftig. Ich mag noch ein paar Dinge ergänzen:

Dein Rode ist - wie die meisten Kondensatormikrofone im unteren Preisbereich - verhältnismäßig linear hinsichtlich seines Frequenzgangs. Dynamische Mikrofone im unteren bis mittleren Preisbereich sind in aller Regel genau das Gegenteil: Sie haben einen eigenen “Charakter”. Sie haben Kerben im Frequenzgang und Hügel. Das muss nichts schlechtes sein, wenn es zur Stimme passt. Im Gegenzug kann es sehr kontraproduktiv sein, wenn das nicht der Fall ist.

Beispiel: Viele Sänger haben eine gewisse “Nasalität” in der Stimme, z. B. Freddie Mercury oder Michael Jackson (um mal ein paar zu nennen, denen es sicher nichts mehr ausmacht, wenn sie in diesem Zusammenhang als Beispiele missbraucht werden). Solche “Nasen” im Frequenzgang spielen sich bei Männerstimmen gern um die 7 kHz ab. Oft hilft es einer Stimme weiter, solche Nasen etwas abzumildern. Nimm den Channel-EQ, stelle eine schmalbandige Anhebung ein, und fahre den Frequenzbereich langsam ab. An irgendeiner Stelle wird der nasale Charakter massiv verstärkt. Dann aus der Anhebung eine Absenkung machen und gut. Oder du nimmst von vorne herein ein Shure SM58, SM7B oder Beta87 - deren Frequenzgang hat die Absenkung um 7 kHz bereits eingebaut. Jacko hat viele seiner Platten mit genau so einem Mikro eingesungen - warum wohl.

Du hast ein recht lineares Mikro, also kann dir keiner verbieten, dir den Soll-Frequenzgang beliebter “Charakter”-Mikrofone genauer anzusehen und sie mit dem Channel-EQ nachzuahmen, um diesen Charakter ein bisschen auf deine Aufnahmen abfärben zu lassen. Es gibt gute Gründe, wieso diese Mikros quasi Legenden sind; sie geben vielen (aber nicht allen!) Stimmen viel Gutes.

Ach und noch was: Poppschutz direkt vor der Nase oder “dran vorbei singen” kann so einer Performance ganz schön die Magie klauen, denn das sind natürlich immer auch Stressfaktoren, besonders für ungeübte Sänger. Ich dreh pauschal alles unter 100 Hz, manchmal sogar alles unter 200 Hz weg, weil es für die Performance gerade in dichten Arrangements meist überhaupt keine Rolle spielt. Lieber ein Take mit leichtem Poppen und Magie als einer der technisch überkorrekt ist, dafür aber keine Seele hat. Das gilt umso mehr, wenn du dich selbst aufnimmst und eh im Stress bist rund um den Zeitpunkt der Aufnahme.

Also ist das bislang Geschriebene absolut richtig, ich rate dir aber, auf dem Boden bleiben: Steht die Stimme alleine mit einem Piano, dann ist Sorgfalt schlicht notwendig, denn das hört jeder. In einem dichten Rock-Arrangement sind solche Feinheiten m. E. vernachlässigbar. Es gibt verflucht viele Live-Alben mit tollem Sound, wo der Sänger sich während seiner Bühnenshow nachweislich nicht ständig um den Winkel gekümmert hat, in dem er in das Mikro hinein sang, und Poppschutz war da auch keiner.

Viel Spaß!