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Alles bereits geschriebene ist sehr vernünftig. Ich mag noch ein paar Dinge ergänzen:

Dein Rode ist - wie die meisten Kondensatormikrofone im unteren Preisbereich - verhältnismäßig linear hinsichtlich seines Frequenzgangs. Dynamische Mikrofone im unteren bis mittleren Preisbereich sind in aller Regel genau das Gegenteil: Sie haben einen eigenen “Charakter”. Sie haben Kerben im Frequenzgang und Hügel. Das muss nichts schlechtes sein, wenn es zur Stimme passt. Im Gegenzug kann es sehr kontraproduktiv sein, wenn das nicht der Fall ist.

Beispiel: Viele Sänger haben eine gewisse “Nasalität” in der Stimme, z. B. Freddie Mercury oder Michael Jackson (um mal ein paar zu nennen, denen es sicher nichts mehr ausmacht, wenn sie in diesem Zusammenhang als Beispiele missbraucht werden). Solche “Nasen” im Frequenzgang spielen sich bei Männerstimmen gern um die 7 kHz ab. Oft hilft es einer Stimme weiter, solche Nasen etwas abzumildern. Nimm den Channel-EQ, stelle eine schmalbandige Anhebung ein, und fahre den Frequenzbereich langsam ab. An irgendeiner Stelle wird der nasale Charakter massiv verstärkt. Dann aus der Anhebung eine Absenkung machen und gut. Oder du nimmst von vorne herein ein Shure SM58, SM7B oder Beta87 - deren Frequenzgang hat die Absenkung um 7 kHz bereits eingebaut. Jacko hat viele seiner Platten mit genau so einem Mikro eingesungen - warum wohl.

Du hast ein recht lineares Mikro, also kann dir keiner verbieten, dir den Soll-Frequenzgang beliebter “Charakter”-Mikrofone genauer anzusehen und sie mit dem Channel-EQ nachzuahmen, um diesen Charakter ein bisschen auf deine Aufnahmen abfärben zu lassen. Es gibt gute Gründe, wieso diese Mikros quasi Legenden sind; sie geben vielen (aber nicht allen!) Stimmen viel Gutes.

Ach und noch was: Poppschutz direkt vor der Nase oder “dran vorbei singen” kann so einer Performance ganz schön die Magie klauen, denn das sind natürlich immer auch Stressfaktoren, besonders für ungeübte Sänger. Ich dreh pauschal alles unter 100 Hz, manchmal sogar alles unter 200 Hz weg, weil es für die Performance gerade in dichten Arrangements meist überhaupt keine Rolle spielt. Lieber ein Take mit leichtem Poppen und Magie als einer der technisch überkorrekt ist, dafür aber keine Seele hat. Das gilt umso mehr, wenn du dich selbst aufnimmst und eh im Stress bist rund um den Zeitpunkt der Aufnahme.

Also ist das bislang Geschriebene absolut richtig, ich rate dir aber, auf dem Boden bleiben: Steht die Stimme alleine mit einem Piano, dann ist Sorgfalt schlicht notwendig, denn das hört jeder. In einem dichten Rock-Arrangement sind solche Feinheiten m. E. vernachlässigbar. Es gibt verflucht viele Live-Alben mit tollem Sound, wo der Sänger sich während seiner Bühnenshow nachweislich nicht ständig um den Winkel gekümmert hat, in dem er in das Mikro hinein sang, und Poppschutz war da auch keiner.

Viel Spaß!