Audio-Interfaces: Qualitätsunterschiede

Moin.

Ich möchte mal eine philosophische(?) Frage stellen.
Welchen Stellenwert nimmt ein aktuelles Interface (192KHz 24bit) in der Qualitätskette ein? Höre ich tatsächliche bei gleichen technischen Werten einen signifikanten Unterschied bei z.B. Mikrofonaufnahmen (hochwertiges Neumann vorausgesetzt)?

Gibt es Interfaces, die bekannt dafür sind, dass sie Frequenzen bevorzugen/beschneiden? Bieten Interfaces jenseits der 1.000 Euro tatsächliche bessere Sounds, unabhängig davon, wie viele Kanäle oder Features sie bieten?

…oder ist es doch eher eine technische Frage?

Ob du das hörst wird von uns keiner beurteilen können. Aber schon allein die Tatsache, dass Du ein “hochwertiges Neumann” voraussetzt und nicht einen 50€ China Nachbau, sagt doch eigentlich schon alles.

Wenn man schon über hohe Ansprüche spricht: Abtastrate und Bitbreite sagen ja nicht alles. Wen man gute Signale auf diesem Level in der DAW hat, hat man sicherlich viel Spielraum für gute Ergebnisse.
Wenn man so audiophil ist, dass man da feine Unterschiede hört, dann spielt auch die Qualität der AD und DA Wandlung, Rauschabstand der Eingänge usw. eine wichtige Rolle. Wenn man beim Lesen von Tests darauf achtet stellt man fest, dass es hier noch Unterschiede bei den Interfaces gibt und dass die Hersteller der höherwertigen Geräte hier in jeder Generation noch weiter entwickeln.
M.W. gehören hier z.Zt. UAD Apollo in den Bereich der Referenzklasse, die man sicher bei der Interface Auswahl zum Vergleich im Auge behalten kann. (Ich will hier nicht explizit eine Marke bewerben. Es gibt einige gute Sachen und es hängt ja auch von der gewünschten Ausstattung ab. Es geht mir nur um einen Vergleichsmaßstab)

@Nikkin
Danke für den Denkanstoß. Ich werde mal Interfaces dbzgl. vergleichen. Sicher hast Du Recht, dass man an der Stelle (Eingangsempfindlichkeit, Rauschabstand, etc.) Qualitätsunterschiede finden kann.

Und vor allem gibt es Unterschiede bei den Mic-Preamps, das ist auch z.T. Geschmackssache. Und dabei gilt, je besser das Mikro, umso größer ist der Unterschied für mich hörbar.

Gruß
Thilo

die meisten Leute würden keinen Unterschied zwischen 16bit und 24bit hören. :nerd:

alles über 24bit/48kHz ist schöne werbung, aber normale (menschliche) Ohren können gar nicht höher auflösen. wenn dann ist das immer eine subjektive Bewertung - ob es mehr oder weniger gefällt.

Formate wie DSD mit 32bit/512kHz gibt es eigentlich gar keinen Bedarf. (ausser es soll darüber mehrkanal wie 7.1 oder atmos 11-Kanal) übertragen werden.

wenn Du mit 24bit/96kHz aufnimmst und produzierst hast Du die maximalen Anforderungen an Qualität und Auflösung erfüllt. Mehr geht theroretisch zwar - aber bringt praktisch keinen hörbaren Unterschied.

Ich habe das UR44C mit 32bit/192kHz und das UR-RT4 mit 24bit/192kHz verglichen. Ergebnis absolut NULL Unterschied bei Aufnahmen. Bei der Wiedergabe “empfand” ich das ältere Modell UR-RT4 etwas gefälliger am Kopfhörer-Ausgang. Aber das ist auch nur ein Gefühl, weil das weniger Plastik hat und alles solider aus Metall ist. Ausserdem funktioniert die USB 2.0 Verbindung des UR-RT4 zu meinem Laptop viel besser als USB-C (3.0) des UR44C. Ergebnis: das “Neue” Interface kann nix besser, klingt nicht besser, ist nur billiger - wozu das überhaupt von Steinberg designt wurde ist mir völlig unklar. :frowning: Der einzige Unterschied zum Vorgänger ist in der Software - das neue dspFX kann Zoom für den Bildschirm auf 150% und 200% einstellen. Das ist toll bei hoher Auflösung am Laptop - da hätte es aber auch ein Softwareupdate für das ältere Modell getan.

Ich hab dann das UR-RT4 behalten, ausserdem hat das wenigstens noch einen ordentlichen ON/OFF Schalter. Der wurde beim UR44C auch weg gespart. :unamused:

Ein Wort zu den RN-Trafos des UR-RT4: für mich leider auch nicht brauchbar - Verzerrt den Klang von akustischen Instrumenten - original klingt es sauberer. Da ich keine E-Gitarre habe, für mich auch ein überflüssiges Feature - sorry RN.

Die Interfaces, auch die billigen, sind in meinem Ohr alle ziemlich gut geworden. Die meisten können auch hohe Sampleraten, wenn man sie denn braucht, darüber gibt’s Zilliarden Diskussionen mit religiösem Unterton - zum Glück kann da ja jeder einfach selber entscheiden, wieviele Flöhe wie laut husten dürfen. Wenn jemand da den glückseligmachenden Tag-zu-Nacht-Unterschied hört und deswegen viel mehr Soundscheibchen pro Sekunde gern hat, go! Ich gehöre da eher zu den Menschenaffen, die mit 44100 davon gut zu tun haben :wink: 24 bit verstehen sich mittlerweile von Selbst und das finde ich wiederum sehr gut so, weil es technisch seriously Sinn ergibt. Was ich bei 32 bit float-Interfaces wiederum stark anzweifle, außer wir sprechen von dem ganz teuren Zeug wie Stagetec Truematch oder so, die ganz ohne Preamp auskommen und mit sehr leisen unverstärkten Mic-Inputs arbeiten können, was sich von 32 bit float aus dann digital lautmachen lässt/wo 24 bit tatsächlich einfach zu wenig wären.

Was macht ein Interface aus? Die wichtigsten Faktoren sind wahrscheinlich Treiber, Preamps und die Schnittstelle. Zu letzterem Thema finde ich USB2 ziemlich universal - das geht mit jedem Rechner und ist für eine Menge Kanäle mehr als ausreichend. Mein Fireface UFX kann 30 in/out simultan und das geht über USB2 problemlos an Desktop und Laptop. Mehr brauche ich nicht und wenn, dann außerhalb meines üblichen Recordingsetups - also vielleicht für Livemitschnitte von Kanalschlachten und dann kommt das Signal z.B. via Tante Dante über’s Netzwerk aus dem Pult des Tages.

Preamps sind Geschmackssache und alle Preamps der letzten 10 Jahre, die mir zu Ohren gekommen sind, waren schlicht und ergreifend sehr gut. Auch die billigen, X32-Klasse oder so. Manche rauschen ein bisschen mehr, manche weniger, was in der Praxis wieder nur Relevanz erlangt, wenn man so was krass dynamisches wie ein Orchester aufnimmt.
Mini-Erfahrungsbericht von neulich: hatte nur einen Nachmittag Zeit, mit meinem Drummer ein paar Songs aufzunehmen und keine Gelegenheit, mein normales Besteck abzubauen (UFX, Audient ASP800, paar analoge UA Channelstrips). Daher nahm ich flott mein X32-Rack samt der Midas DL32-Stagebox mit. Ergebnis: blitzsaubere Signale, kein Rauschen, nix störendes, gute Klangtiefe. Irgendwann vorher hatte ich auch mal Signale gesplittet und damit die Behringer X32-Rack-Preamps und die Midas-Versionen aus der DL32 gefüttert, um den Klangunterschied da rauszufischen - klingt minimal anders, die nullen sich nicht aus aber selbst die X32-Ins waren einwandfrei. Im AB-Vergleich kaum zu unterscheiden, bei sehr leisen Quellen bemerkt man bei den X-Preamps möglicherweise ein kleines bisschem mehr Grundrauschen. Aber wiederum weit unterhalb irgendeiner Problemzone, auch mit einberechnet, dass sich bei 30, 50 oder 100 Kanälen, die ‘nur ein wenig mehr rauschen’ dieses Rauschen dann auch summiert.

Treiber: ich bin ein großer Fan von RME. Für diverse Zwecke benutze ich aber auch ein Steinberg UR22, das X32-Rack und gelegentlich das noch kleinere XR18 vom big B. Von keinem dieser Interfaces kann ich irgendwelche Treiberprobleme vermelden, das funktioniert alles völlig problemlos und einwandfrei.

Um der langen Rede ein kurzes Resümee zu verpassen: egal, was du kaufst, die Wahrscheinlichkeit, dass es was taugt ist hoch. Kanalzahl und Extrafunktionen können je nach Workflow einen praktischen Wert haben (real time durch Plugins bei den Apollos z.B. - wobei die Windowswelt und Thunderbolt sich nicht immer einig sind, auf Äpfeln scheint das easy zu sein). Wie/womit man eben arbeiten will.
Also Standardinterface mit Standardpreamps/Kanälen in ausreichender Anzahl und passender Schnittstelle (keine Angst vor old-school USB2), Klangfärbungen mit extra Preamps/Channel Strips etc.

Die Spreu trennt sich vom Weizen bei der Aufnahmelatenz. Die ist von vielen Faktoren abhängig und wird von den Herstellern nicht so angegeben, dass Vergleiche für den Kunden möglich sind. USB 2 Interfaces bieten für das Mithören bei der Aufnahme zu lange Latenzen. Besser sind Interfaces mit Firewire, PCI, USB-C, oder Thunderbolt. Dafür braucht es gute Treiber, die von den meisten Herstellern aber nicht so gepflegt werden, dass sich die Investition in solche Interfaces für Privatanwender lohnt. Leider lässt das Kundenforum nicht auf die Qualität des Treibersupports schliessen, ohne dass man viel in demselben recherchiert.

Diese Information entspricht nicht meinen Erfahrungen. Mit dem UFX via USB2 läuft das auch bei vielen Spuren bei z.B. 96 Samples Buffer. Die Behringer-Teile hab ich eher für andere Anwendungen im Einsatz, da weiß ich’s nicht genau. Allerdings bieten fast alle Interfaces ein nahe-Null Direktmonitoring an.

Das Problem beim Monitoring via Cubase sind doch eher Plugins, die die Latenz nach oben bewegen, was man in Cubase neuerdings ja pro Kanal sehen und schon immer mit dem ‘Verzögerungsausgleich einschränken’-Button easy temporär abschalten kann - natürlich mit Klangveränderungen. An dieser Architektur ändert die Art der Schnittstelle nichts. Universal Audio bringt alsbald LUNA auf den Tisch, was allerdings erst mal nur auf Äpfeln und auch nur in Verbindung mit einem Thunderbolt-Apollo oder Arrow läuft. Das adressiert exakt diese Problematik, ist aber quasi eine eigene DAW. Eine enge Verquickung von Hard- und Software, ohne die die Latenzarmut scheinbar nicht zu haben ist (ähnlich den Hardware-gestützten Pro-Tools-Systemen).

Zu USB2/Firewire/PCIe/USB-C/Thunderbolt: hmmmm, klar ist, dass PCIe-Interfaces (und wohl auch Thunderbolt, was eine Art externer Anschluss auf die PCIe-Busse des Mainboards darstellt) die zackigsten sind. Gewiss sind die jeder USB (ob 2 oder C)-Lösung theoretisch überlegen, da die ja erst über die USB-Chipsätze mit dem Mainboard sprechen können. War bei Firewire genauso - ist heute de facto ohnehin tot und für Neuanschaffungen nicht mehr zu empfehlen.
In der Praxis habe ich mit USB2 einfach keine Probleme, es wird eher noch für einige Zeit eine Problemlösung darstellen, weil es wunderbar auch noch mit älteren Geräten funktioniert und moderne USB-Erfindungen abwärtskompatibel sind. Geschwindigkeit/Bandbreite von USB2 ist für eine ganze Menge Ins/Outs einfach genug. Da kommt’s dann natürlich auch die Treiber an, wie performant sich das alles verhält. Bei Benutzung von RME-Material muss man sich da keine großen Gedanken machen, das spielt einfach.

Genau meine Rede, ein Amateur wird mit den billigen USB 2 Interfaces glücklich und braucht nichts teures. Das Risiko, nach etwa 8 Jahren mit teurer Hardware zu stranden, ist gross.

Exactly. Schade, wenn funktionierende Hardware wegen der Schnittstelle bzw. Treiberunterstützung für aktuelle Computerhardware und Betriebssysteme nutzlos wird. War 10 Jahre und 3 Computer lang auf Firewire (Fireface 800), hab die Teile rechtzeitig verkauft und das UFX konsequent nur via USB angeschlossen. Laptop, Desktop - geht einfach. Auch alle 60 Kanäle (30 in/out), wenn ich will (brauch ich aber seltenst bis nie). Insofern würde ich USB2 auch nicht mal in die Amateur-Ecke schieben. Firewire war nicht besser oder schneller, nur früher.

Dem möchte ich nicht zustimmen. Firewire, PCI und Thunderbolt sind USB 2 klar überlegen, was kürzere Latenzen angeht. Das hat technische Gründe, die ich im Internet gut beschrieben gefunden habe, weiss leider nicht mehr, wo. Je kürzer die Latenz auf einem einzelnen Kanal, umso mehr Effekte kann man auf das Eingangssignal anwenden, ohne dass der Versatz Vokalist/in oder Instrumentalist/in beim Monitoring stört. Für solche Anwendungsfälle haben die teuren Interfaces ganz klar ihre Berechtigung.

Das menschliche Gehör kann sehr wohl Laufzeitunterschiede von 1ms erkennen, z.B., bei der Ortung einer Schallquelle. Eine Millisekunde entspricht einem örtlichen Versatz von ca. 30 cm, wenn man die Richtung unberücksichtigt lässt. Das ist auch der Grund, weshalb man mit dem Panning einer Monoquelle bei Stereowiedergabe niemals den räumlichen Eindruck emulieren kann, den z.B. eine Stereoaufnahme mit einem Kunstkopf bietet.

Bei USB 2 sind Roundtrip-Latenzen unterhalb von 6 ms nicht zu machen. Deshalb sind teurere USB 2 Interfaces mit Hardware DSPs ausgestattet, die Effekte beim direkten Monitoring (im Interface) fast latenzfrei anwenden. Bei Thunderbolt habe ich von Latenzen von 2 ms gelesen.

Wichtig erscheint mir, ob man den DSP über ein Plugin direkt aus der DAW Software bedienen kann. Auch das fällt unter das Thema Treiberunterstützung.

Du hast schon recht mit den Latenzen, allerdings sind 6 ms (das ist ca. der Wert, den ich als round trip mit dem UFX bei 96/128 Samples Buffer bekomme) zwar theoretisch wahrnehmbar aber trotzdem kein praktisches Problem - zumindest kein bei mir auftauchendes. Meistens monitore ich über TotalMix, da hab ich jetzt keinen ms-Wert, aber da dürften es um die 2 ms round trip sein. Soweit mir bekannt unterscheidet sich beim UFX USB da nicht von Firewire.

Ich seh dennoch die Profi/Amateur-Liga (was auch immer man wozu rechnen möchte) heute näher beieinander als je zuvor. Die erwähnten Behringer-Devices wie XR12/18 oder das X32 Rack sind ja im Prinzip eher virtuelle Mischpulte, die frei Haus ein Multichannel-Interface mitliefern. Und weil die Dinger Mischpulte sind, kann man damit sogar luxuriöser direct Monitoring betreiben als mit dem teureren UFX! Also ist die tatsächliche round trip-Latenz in echt nur für Amp-Sims oder VSTis relevant. Bei Gelegenheit probier ich das mal selber aus mit den X-Variationen vom großen B - wie gesagt, die Teile sind bei mir eher für Live-Mitschnitte und als Sample-Abspielgeräte bei gleichzeitiger InEar-Verteilung im Einsatz und nicht zum klassischen Recording.

Grad mal Zeit zum Spielen gehabt - Behringer XR18 vs. RME FF UFX auf die ganz unwissenschaftliche Art.

Mini-Testprojekt erzeugt, bestehend aus Addictive Drums und Bass live dazu mit dem bx_bassdude als virtuellem Amp. Um knackfrei spielen zu können, konnte ich beim UFX auf die minimalen 48 Samples Buffer runter, das XR18 hat’s ab 32 Samples geschafft.


Also ergeben sich am UFX knapp über, am XR18 knapp unter 4 ms Roundtrip. Für mich noch unter der fühlbaren Grenze, die startet für mich subjektiv um die 10 ms, bei Vocals bei vielleicht 5 ms.

Ist natürlich ein spartanisch-hypothetisches Projektlein, wenn da mehr los ist muss ich definitv hochschrauben (nicht am XR getestet, beim UFX in der Regel auf 96 oder 128 für Recording - wo sich auch das meiste noch tight anfühlt oder ich einfach direkt monitore).