Interview mit Cinematique Instruments

Seit mehr als 12 Jahren sind René Dohmen und Joachim Dürbeck bereits als Komponisten, Produzenten und Künstler im Musikgeschäft aktiv. Ihre Arbeit reicht dabei von klassischen Produktionen über elektronische, gerne auch mal abstrakte experimentelle Musik bis hin zu Auftragsarbeiten für den Filmbereich. In diesem Spannungsfeld waren die beiden schon immer auf der Suche nach neuen und einzigartigen Sounds – was sie schließlich dazu brachte, ihre eigenen Sample-Libraries unter dem Namen Cinematique Instruments zu entwickeln. Anlässlich der ersten Veröffentlichung für HALion haben wir mit Joachim über ihre Inspiration, Produktionen für den Tatort und natürlich ihre Instrumente gesprochen.

Mittlerweile seid ihr bereits seit 2009 als Sample-Hersteller tätig. Wo seid ihr das erste Mal beim Komponieren mit Samples in Berührung gekommen?

Das erste Mal sind wir bei unserer damaligen Band in den 90er mit Sampling in Berührung gekommen. Wir hatten Hardware-Sampler von Ensoniq und waren erstaunt, welches kreatives Potential im Sampling liegt.

Was macht für euch die Arbeit mit Samples aus?

Sampling bedeutet Freiheit. Auf der einen Seite kann man Audiomaterial einfangen und für seine Zwecke beliebig abrufen, auf der anderen Seite lassen sich Sounds in einen neuen Kontext stellen und dadurch erstaunliche Resultate erzielen. Und in Verbindung mit entsprechenden Effekten und dem Einsatz von Scripts kann man in heutigen Software-Samplern fast jede auch noch zu abgedrehte Idee verwirklichen.

Ihr entwickelt neben euren Instrumenten sehr viel Filmmusik für große deutsche Produktionen wie z.B. den Tatort, setzt ihr eure Instrumente dort auch selbst ein?

Wir setzen in allen Filmen, auch im Tatort, fast ausschließlich unsere eigenen Instrumente ein. Wir nehmen viel vor dem Mikro auf, arbeiten gern mit unseren analogen Vintage Synths, Gitarren Pedals und Modular Synths.

In welchem Tatort kann man denn z.B. die Vertigo Strings hören?

Beispielsweise in dem Dresden-Tatort „Déja vu“. Auf unserer Webseite kann man Soundbeispiele aus dem Film mit unseren Instrumenten u.a. den Vertigo Strings hören (Link: Siehe unten).

Was hat euch dazu inspiriert, Vertigo Strings zu entwickeln?

Wir haben uns gefragt, was passiert, wenn man unsere Streicher-Library mit Sounds kombiniert, die man nicht unbedingt mit orchestralen Streichern in Verbindung bringt. Also zum Beispiel, wie es klingt, wenn man ein weiches Roland Juno Synth-Pad mit einer ponticelli Violine kombiniert, oder wenn man ein fragiles Cello, eine durch eine Bandmaschine verzerrte Orgel und das Kratzen eines Bogens schichtet. Das Resultat ist Vertigo Strings.

Für eure Aufnahmen zieht es euch auch schon mal in verlassene Fabrikhallen oder für die Marimba nach Australien. Wie wichtig ist für euch die Umgebung als Inspirationsquelle?

Inspiration ist das A und O für unsere Kreationen. Demnach suchen wir immer neue Wege, wie wir das Rad weiterdrehen können, wie wir unsere gewohnten Pfade, unsere Komfortzone, verlassen können. Da kann es auch sehr hilfreich sein, wenn man sich in eine neue „fremde“ Umgebung begibt.

Wie startet ihr für gewöhnlich ein neues Projekt für ein Sample-basiertes Instrument?

Es gibt keinen typischen Start für ein neues Instrument. Man könnte fast sagen, dass jedes Instrument eine eigene Entstehungsgeschichte hat. Natürlich gibt es naheliegende Gründe, wie etwa der Kauf eines neuen Instruments, beispielsweise bei der Santur oder der Mandoline. Oft sind es aber Ideen, die uns beim Schreiben oder auch Hören von Musik kommen oder auch theoretische Überlegungen, die wir versuchen in die Praxis umzusetzen, wie z.B. bei Vertigo Strings oder Interval.

Ihr habt sehr viele „exotische“ Instrumente, wie. z.B. das Hammered Dulcimer, gesampelt. Worauf legt ihr bei der Auswahl für eure Software-Instrumente besonders viel Wert?

Die Instrumente werden zuallererst immer von uns selbst gespielt und für neue Scores benutzt. Sie müssen für unsere Filme und Projekte passen und uns inspirieren. Wir sampeln keine Instrumente, die wir nicht selbst für unsere Arbeit als Filmkomponisten gebrauchen könnten.

Was macht für euch den Reiz von HALion als neue Plattform für Software-Instrumente aus? Und welche Funktionen würdet ihr in Zukunft gerne für Instrumente einsetzen?

Die Integration in Cubase ist sehr gut. Einfach Parameter auf einen Quick Control mappen, diesen dann in Cubase automatisieren und fertig. Für uns ist das sehr intuitiv. Aber auch die neuen Effekte machen Spaß. In Zukunft würde wir uns gerne mehr auf den Wavetable- und den Granular-Modus stürzen. Gerade das Layern von verschiedensten Soundquellen ist immer spannend.

Ihr seid schon seit vielen Jahren begeisterte Cubase User, welche Effekte benutzt ihr besonders gerne im Zusammenspiel mit Vertigo Strings und Hammered Dulcimer?

Besonders die Reverbs finden viel Anwendung. Hauptsächlich REVerence für größere, lange Räume, und REVelation für kürzere oder Effekt-Reverbs. Außerdem benutzen wir sehr gern LoopMash für schnelle rhythmische Variationen und Stutters.

Zum Abschluss noch eine letzte Frage: Für welchen Film hättet ihr gerne den Soundtrack komponiert. Und was hättet ihr anders gemacht als der Original Komponist?

There will be blood. Unsere Musik wäre nicht so Streicher-lastig geworden, definitiv anders. Leider aber auch nicht so genial, wie das Meisterwerk von Jonny Greenwood (lacht).

cinematique-instruments.com